Es wäre ganz und gar nicht leicht, einen einzelnen Augenblick als den Höhepunkt des internationalen Pfingstwochenendes auszuwählen: Den Besuch von Koblenz mit Sonne und Regen in schöner Abwechslung, den Blick in die Wohnräume von Princess Eliza im englischen Flügel des Bad Homburger Schlosses oder eine blumige Idee aus der britischen Partnerstadt Chesham. Dennoch: Letztere hat alle Chancen sich durchzusetzen, das beweisen schon die Worte von Kulturamtsleiter Jonas Steinert, der – wie er sagt – „jeden Tag beobachten kann, wie Menschen beim Beet stehen bleiben, es anschauen und Fotos machen“.
Aber von vorn. Der Städtepartnerschaftsverein Friedrichsdorf (SPV) erhielt aus vor einigen Wochen eine Anfrage der Initiative „Chesham in bloom“ (frei übersetzt etwa „Blühendes Chesham“), in der es hieß, man plane, in einem Blumenbeet die Wappen der Partnerstädte zu pflanzen. Ob wir und auch die übrigen Städte diese Idee vielleicht aufgreifen wollten.
Wir wollten. Gemeinsam mit dem Kultur- und dem Gartenamt realisierte SPV-Vorstand Anja Canenbley das Projekt. Inzwischen ruht die metergroße Plakette mit den Wappen der Städte Bad Wimsbach, Chesham, Houilles und Friedrichsdorf im Grünstreifen zwischen Rathaus und Kulturamt. In Chesham und Houilles arbeiten die Vereine noch an der Umsetzung – wir werden an dieser Stelle berichten, sobald es dort ebenfalls etwas zu sehen gibt.
Ein Kranz aus Kapkörbchen, Löwenmäulchen, Geranien und Gazanien umgibt die Plakette, wie Landschaftsgärtnerin Annico Conrad erklärte. Sie bereitete den Boden vor, der Vorstand des Partnerschaftsvereins pflanzte die mehr als 100 Blumen und ist auch für das Unkrautzupfen über den Sommer verantwortlich. Die Einweihung schließlich übernahm Bürgermeister Lars Keitel während des Empfangs der Gäste am Pfingstmontag im Rathaus, bevor diese wieder in ihre Heimatorte aufbrachen.
Bis dahin hatten die annähernd 40 Gäste und Gastgeber – der Partnerschaftsverein organisiert die Unterbringung traditionell in Friedrichsdorfer Gastfamilien – am Wochenende die Mauern und Schießscharten der Feste Ehrenbreitstein in Augenschein genommen und während der Seilbahnfahrt Koblenz im Nebel erleben dürfen. Immerhin: Hier und da lugte die Sonne durch die Wolken und die mächtig schnell dahinfließende Mosel verursachte der Gruppe ganz knapp keine nassen Füße.
Dafür wissen die Teilnehmer nun um das sogenannte Schängelsche, dessen Geschichte auf die französische Besatzung Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhundert zurückgeht. Weil die Koblenzer den in Frankreich häufigen Namen „Jean“ nicht so recht aussprechen konnten, wurde dieser in der Mundart zum „Schang“ – und sein meist uneheliches Kind ebenfalls. Was damals als Schimpfwort galt, gilt heute in der Verniedlichung „Schängelsche“ als Koblenzer Lausbub und ist immer zu Späßen aufgelegt. Das zeigt auch der gleichnamige Brunnen, von dem aus eine Bronzefigur den Stadtoberen und allen, die sich zu nah heranwagen, auf den Kopf spuckt.
Das Resümee brachte die Houillerin Dominique Levet auf den Punkt: „Ein warmherziger Empfang und sehr gelungen“. Das dortige „Comité du Jumelage“ (Partnerschaftsverein) plant bereits die nächste Aktion: Am 22. Juni wird es einen Spaziergang durch die Gärten von Versailles in französischer Sprache geben, der per Videokonferenz ausgestrahlt wird. Den entsprechenden Link werden wir in Kürze an dieser Stelle veröffentlichen.
Ein weiteres Zeichen dafür, dass wir uns in Europa nahe sind, trotz Brexit und trotz hunderter Kilometer zwischen den Städten. Denn: „Dafür stehen wir, für Freundschaft, Zuversicht und Respekt“, betonte SPV-Vorsitzender Norbert Schneider.