Mit dem Herbstbeginn trafen sich im Rhythmus der Jahreszeiten Freunde und Bekannte aus den Partnerstädten Bad Wimsbach, Chesham und Houilles zum jährlich reihum organisierten Kulturaustausch – diesmal in Friedrichsdorf. Im Mittelpunkt des Treffens stand einmal mehr ein Ausflug in die politische Geschichte der vier Länder. Ziel war das Städtchen Dillenburg im Lahn-Dill-Kreis, Stammsitz der Grafen von Nassau-Dillenburg, deren weitverzweigte Besitztümer – beispielsweise im Süden Frankreichs um Orange (Oranien) sowie in den Niederlanden – ihren politischen Einfluss unterstrichen. Die Gruppe besichtigte das Hessische Landesgestüt und die Kasematten, picknickte im Hofgarten und beschloss den Tag mit einem Abendessen in Aßlar.
Nachhaltigen Einfluss übte vor allem Wilhelm I. aus, geboren 1533 in Dillenburg. Über verwandtschaftliche Erbfolgen auch zum Fürsten von Oranien und zum niederländischen Hochadligen geworden, organisierte er vom Dillenburger Schloss aus den Unabhängigkeitskampf der Niederländer von Spanien. Bis heute pflegen das niederländische Königshaus und die Dillenburger freundschaftliche Beziehungen. Obgleich das Schloss bereits im Siebenjährigen Krieg im Zuge der Belagerung durch die Franzosen zerstört wurde, sind seine Befestigungsanlagen, die so genannten Kasematten, bis heute zumindest teilweise zu besichtigen.
Geführt wurden die Friedrichsdorfer und ihre Gäste von „Zeugen“ jener Zeit: einem Soldaten im Rock des Infanterieregiments Nr. 3 Oranien-Nassau und einem Bauernmädchen jener Tage. Fortgesetzt wurde der Gang durch die Geschichte zu Füßen des Schlossberges im Stadtkern des Fachwerkstädtchens, wo mit der 1720 geborenen Sophia Anna Blandina von Erath eine weitere historische Persönlichkeit auf den internationalen Besuch wartete. Im Rahmen einer „Genusstour“ tauchten die Besucher in das alltägliche Leben der Dillenburger von damals ein. Genuss nicht nur in Gestalt des schönen Stadtbildes, sondern auch kleiner Köstlichkeiten aus örtlicher Produktion: Apfelbrand, Brot mit Honig, Schokolade.
Einen Einblick in eine Tradition anderer Art eröffnete der Weg durch die Stallungen und Reithallen des Hessischen Landgestüts, das sich seit mehr als 140 Jahren der Pferdezucht sowie der klassischen Reit- und Fahrkunst verschrieben hat. Ein Tag der Begegnungen: mit Geschichte und Geschichten, Menschen von heute und aus vergangener Zeit, damals wie heute das Miteinander der Völker Europas.
Auch ein vergleichsweise kurzes Kulturwochenende bietet den Teilnehmern neben kulturellen Entdeckungen in den Nachbarländern Gelegenheit für persönliche Kontakte. Zu Veranstaltungen und Fahrten des Städtepartnerschaftsvereins Friedrichsdorf ist deshalb jeder Interessierte herzlich eingeladen, unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft. Das nächste große Fest wird der 40. Geburtstag der Partnerschaft mit Houilles im kommenden Jahr sein. Hinweise auf weitere bevorstehende Veranstaltungen sind der Presse zu entnehmen sowie natürlich dem Online-Terminkalender.