Die Stände im Parc Charles de Gaulle sind noch nicht ganz aufgebaut und bestückt, da fragen schon die ersten Neugierigen nach heißem Glühwein oder Apfelwein. Denn es ist kühl in der Dämmerung um acht Uhr morgens, als Mitglieder des Houiller Partnerschaftsvereins CJH und Brigitte Arnold vom Städtepartnerschaftsverein Friedrichsdorf ihre Kisten auspacken. Die Männer des Bauhofs, die Tische, Zelte und Strohballen für das Ambiente verteilen, hauchen in die klammen Hände.
Übers Jahr hat eine Arbeitsgruppe des Vereins Schmuck hergestellt, der Abnehmer finden soll, hinzu kommen deutsche Weihnachtsstollen und Plätzchen, Tischdecken und Duftkerzen. Man kennt sich seit Jahren, auch die Besucher in der Gasse der gut 20 Stände steuern später zielstrebig die deutsche Auslage an. Brigitte Arnold kennt den Geschmack der französischen Kunden mittlerweile, auch weil ihre Houiller Freundin Marie-Rose Fleury sie berät. Das Angebot geht deshalb oft über das hinaus, was man hierzulande von einem lokalen Weihnachtsmarkt erwartet. Und so angeln Kinder am Stand des CJH unter den Blicken einer Weihnachtsfrau nach Gummienten mit kleinen Preisen.
Der Weihnachtsmarkt wird aufwändig geschützt. Seit in Frankreich eine erhöhte Terrorwarnstufe gilt, findet die Veranstaltung – ebenso wie der berühmte Herbstflohmarkt „Braderie“ – in dem umzäunten Park statt. Von den drei Toren sind nur zwei geöffnet, Sicherheitskräfte kontrollieren jeden Besucher.
Nebenan riecht es zur Mittagszeit nach Gemüsesuppe. Es gibt zwei: Eine orangefarbene, eine grüne. Das ist die Frage, der sich Besucher des kleinen Marktes hier stellen müssen. Gekocht wird mit Karotten, Lauch und anderen Zutaten vom Wochenmarkt gegenüber oder genauer, mit dem, was dort zur Mittagszeit noch in der Auslage übrig ist. Entsprechend wenig kostet der Schmaus, wer möchte, spendet etwas, wer nur löffeln und bei einem Stück Baguette plaudern mag, auch gut.
Unter dem Dach der Jugendstilbühne im Park stimmen sich derweil Mädchen und Jungen der beiden örtlichen Gymnasien auf ihre Weihnachtslieder ein. Ausgestattet mit Zipfelmütze und Rentiergeweih, schwatzend, wenn die Lehrerinnen mit den flatternden Notenblättern beschäftigt sind und nicht hinschauen. Für Eltern und Geschwister eine Geduldsprobe: Eingezwängt zwischen dem Mimimi und Lalala zum Aufwärmen vorn und dem Waffelgeruch vom Stand des Croix Rouge (Rotes Kreuz, Anm. d. Red.) hinter ihnen.
Am Nachmittag endet das weihnachtliche Treiben dann recht abrupt. Es ist wärmer geworden, Regen setzt ein und vertreibt die letzten Besucher. „Wir packen heute etwas früher ein“, entscheidet CJH-Geschäftsführerin Dominique Levet, „es kommt doch niemand mehr.“ So werden die Kartons wieder gepackt und die Autos beladen, bevor es am nächsten Morgen für Brigitte Arnold Richtung Heimat geht.